Was will mir mein Gegenüber sagen?

C&P Texte gibt es im Inet ja nun reichlich. Und ich hab auch eine Menge auf dem PC zu denen ich gerne meine Meinung ablassen möchte. JA, die meisten stimmen ja, wie viele Zitate im Augenblick und einer ganz bestimmten Situation auch auf andere Leute übertragbar sind. Schade finde ich bei vielen C&P Texten, dass diese einfach in eigene Blogs gestellt werden, als ob es eigene Gedanken sind. (Ein Hinweis mit dem einfachen Nachsatz Verfasser unbekannt, wäre ja schon hilfreich). Allerdings bin ich heute zum wiederholten Male über diesen Text gestolpert und gerate wirklich ins Grübeln. OK, mag an mir liegen, ich würde das so nicht ins Netz stellen nicht mal unterschreiben, denn eigentlich sagt es nur aus, dass der Mensch  mir Gegenüber  nicht authentisch ist. Wenn er es beim Schreiben und Gedankenaustausch mit mir schon nicht ist, stellt sich mir die Frage – ist er es im wirklichen Leben? Denn auch da tragen viele Ihre Masken und spielen Ihre Rolle. Aber eigentlich, beantwortet er die Frage ja am Ende selbst.

Aber lest erst mal:

Wir sehen zwar alle denselben Himmel, aber wir haben noch lange nicht den gleichen Horizont!!!!
Zunächst möchte ich eine Anmerkung machen, die Du beachten solltest. Du bist hier im Netz, nicht in der Realität.
Wir lernen uns auf einer Ebene kennen, wo wir uns weder sehen, hören noch sprechen können.
Ich werde nett und höflich antworten, nie ausfallend werden, egal wie Du mir begegnest.
Das bedeutet aber nicht gleich eine Liebeserklärung an Dich!! Du kannst Dich hier nicht wirklich verlieben.
Du verliebst Dich in Worte die ich schreibe nicht in mich als Mensch. Du kannst mich nicht beurteilen.
Du kannst Dir nur eine Meinung bilden, um für Dich zu filtern, ob Du mich auch real mögen könntest.
Aber das ist auch bei Übereinstimmungen hier im Netz nicht sicher. Du kannst nicht erahnen wie ich bin.
Das Bild was ich von mir habe, bedeutet nicht das Bild was Du Dir von mir gemacht hast.
Das liegt an unseren beiden verschiedenen Vergangenheiten. Jeder hat anderes gelernt, erlebt, gesehen, gefühlt.
Unser Wortschatz kann jedoch sehr ähnlich sein und die Bedeutung der Worte doch verschieden.
Das heißt dann aber immer noch nicht, dass die Chemie zwischen uns im realem Leben stimmen Muss.
Ich werde schon so sein wie ich bin. Nur eben nicht real!!!

Keine Frage – einiges ist da sicher – vor allem einzeln betrachtet – auch richtig. Man macht sich ein Bild von jemandem, den man nicht kennt und auch wenn man sich beim ersten Chatten sympathisch ist, so bedeutet es nicht in jedem Fall, dass daraus gleich eine enge Freundschaft entsteht. Ich hab, wie übrigens auch im realen Leben, schon oft mit jemandem einen “Smalltalk” gehalten über ein Thema, was wir beide interessant fanden und dann sind wir auch im WWW wieder unsere eigenen Pfade gegangen. Es war keiner verwundert, dass man nach diesem Gedankenaustausch (egal ob wir nun über Hundefutter, Kochrezepte, Musik oder Anbau von Erdbeerpflanzen im tropischen Regenwald geschrieben haben) wieder eigene Wege ging ohne sich noch mal “online” zu treffen. Es wäre niemand nach so einem Austausch in einem Forum oder Chat auf die Idee gekommen, sich gleich zu verlieben. Ok, je nach Sympathie flirtet man ein wenig… frei nach dem Motto, wenn ich den Erdbeerkuchen mit den Pflanzen aus dem tropischen Regenwald fertig habe, bist Du zum Essen eingeladen. Aber – wie im realen Leben… wird da nicht sofort jemand auf die Idee kommen, dies als echte Einladung  zu werten – ohne die Freundschaft vertieft zu haben – oder?

Ich vergleich das gerne mal mit dem  real Life:

Ich steh an der Supermarktkasse, vor mir ein sympathischer Herr der fast dieselben Nahrungsmittel im Einkaufswagen hat. Klar, dass man beim “aufsBandräumen” schon ins Gespräch kommt. Es dauert, wie immer an der Kasse und wenn man nicht ganz schüchtern ist, ist es das Normalste von der Welt, dass man sich über Gott und die Welt unterhält. Sicher wird auch hier bei Sympathie geflirtet… Kommt öfter vor als man meint, ohne dass irgendwer sofort an die große Liebe denkt.

Wieso soll das im Netz so anders sein, wenn man sich authentisch gibt?

Vergleich Supermarktkasse (man kann natürlich auch die allabendliche Hunderunde als Beispiel nehmen… und, und, und)

Man begegnet sich öfter, redet öfter und gibt so nach und nach mit Worten etwas von sich Preis. Jetzt kann mir der Typ auch ohne Internet das Blaue vom Himmel runterlügen – ohne, dass ich es merke. Kommt halt drauf an, welche Absichten er hat. Umgekehrt – gilt das genauso. Dies feststellen, wird man erst bei mehreren Gesprächen und näherem Kennenlernen.

Unterscheidet sich in der Phase, des Kennenlernens das WWW als Möglichkeit wirklich soooo sehr vom realen Leben?

Und mal ganz davon ab, dass ich denke, dass der Schreiber dieser Zeilen wohl noch nicht up to date war:

Wir lernen uns auf einer Ebene kennen, wo wir uns weder sehen, hören noch sprechen können.

Kommunikation auch über Sprache ist über das WWW schon länger möglich, sehen funktioniert meiner Meinung nach leider nur in einer gruseligen Qualität – also ich mag dieses Bilderruckeln nicht wirklich. Aber Möglichkeiten gibt es auch in dem Punkt viele (ehrlicher Bilderaustausch zum Beispiel… wer sein Foto von vor 20 Jahren an sein Gegenüber schickt, muss sich wegen falscher Erwartungen nicht wundern). Und wenn Sympathie und Freundschaft aufgebaut wird, wird man auf jeden Fall auch andere Kommunikationswege suchen, z. B. um den Gegenüber auch hören zu können. Und die Stimme, der Klang, wie der andere rüberkommt, verrät schon eine Menge über einen Menschen.

Wo liegt also bei den meisten Menschen der Hund begraben?

Ich werde nett und höflich antworten, nie ausfallend werden, egal wie Du mir begegnest.
Das bedeutet aber nicht gleich eine Liebeserklärung an Dich!! Du kannst Dich hier nicht wirklich verlieben.

Mhh.. vielleicht reagier ich da auch im Netz anders – als viele… wenn mir mal was gar nicht passt, sag ich das auch, vor allem, wenn ich gefragt werde. Würde mich im realen Leben jemand mehrmals nach meiner Meinung fragen, dann bekommt er diese auch, auch auf die Gefahr hin, dass ihm diese nicht gefällt. Ich reagier, da im Netz genauso, wie auch im realen Leben. Vielleicht halt nicht immer lieb und nett – aber offen und ehrlich.

Thema Liebeserklärungen im Netz? Nun, das Thema lieb ich ja ,viele wundern sich, dass sie Hoffnungen wecken, obwohl sie doch gar nichts gesagt und getan haben. Fragt man nach, stellt man fest, dass es hier ja schon bei der “ersten” Kontaktaufnahme, bei leichter Sympathie von Umarmungen, Bussis, Kisses, HDL, ILY usw. hagelt. Zum krönenden Abschluß noch der Miss you und Herz-Schmerz-Eintrag zur Guten Nacht im Gästebuch. Aber man hat gar nix getan – und kann überhaupt nicht verstehen, dass der andere anfängt an diese Dinge zu glauben? Ja, wenn es auf dieser “Dauer-Bussi- Herz -HDL- Schiene” abläuft, kann man ja gar keine ehrlichen Gefühle aufbauen. Doch man kann auch hier so handeln, wie im realen Leben.

Ich wag mal wieder den Sprung ins real Life an die Supermarktkasse:

Da steht nun der sympathische Typ: Lächeln und Sympathie sind vorhanden und werden zum Smalltalk genutzt, um die Wartezeit zu überbrücken. Wer um alles in der Welt würde sich dann – nach dem netten Gespräch – draußen vor dem Einkaufszentrum mit Bussi, Kisses und HDL verabschieden?????

Also ich nicht… und ich mach schon oft verrückte  Dinge… aber — im Chat wagen es Leute schon nach einem 5 Minuten-Gespräch gleich die hughes, bussis und “frag-nicht-was-für-smilies” und Abkürzungen zuzusenden. Gut, nennt mich in dem Punkt konservativ, aber ich weiß, dass ich in dem Punkt nicht allein dastehe. Also, wer mich kennt, weiß, dass diese Dinge bei mir nur recht zaghaft gestreut sind und ein Kiss, Bussi oder ähnliches erhält auch online nur der Mensch, der mir wirklich nahesteht. Und wie im realen Leben, brauchen Freundschaften einfach Zeit, Ehrlichkeit und Vertrauen. 

Unser Wortschatz kann jedoch sehr ähnlich sein und die Bedeutung der Worte doch verschieden.

Wenn in den Chats ja noch ganze Worte oder gar Sätze gesprochen und getextet würden, könnte man das vielleicht schnell feststellen. Aber dank der vielen Abkürzungen, Smileys und Emoticons (die jeder auch noch für sich selber betextet) und davon gleich eine Menge hintereinander weg, ja, da kann die Kommunikation schon arg ins Wanken geraten.

Und wenn man nicht mal mehr die gleiche Sprache spricht – ähm schreibt  – und selbst Bilder unterschiedliche Bedeutungen haben –  so ist das mit der Chemie im realen Leben auch nicht wirklich einfacher.  Niemand hat im Chat die Garantie, dass es im realen Leben auch stimmig ist. (Ist aber mit dem Typen an der Supermarktkasse genauso…).  Die Frage ist doch, wie viel wurde an Gedanken ehrlich ausgetauscht? Wieviel Respekt habe ich vor dem anderen?  Auch hier ist es wie im realen Leben.

Und wenn man schon von sich sagt:

Ich werde schon so sein wie ich bin. Nur eben nicht real!!!

Dann überleg ich – ob sich ein ein Gespräch wirklich lohnt. Klar, wie mit dem Typen an der Supermarktkasse ist da immer ein Restrisiko – aber wenn wir uns selbst nichts vorspielen – mit uns im Reinen sind, wissen wir, wie wir sind. Ob nun online oder real. Eigentlich lässt sich mein Gegenüber mit dem Satz ja jede Tür offen. Denn übersetzt heißt das für mich folgendes:

“Ich bin lieb und nett, sag aber nix von mir, spiel meine “Online-Rolle”. Gut, bist Du mir sympathisch –  können wir uns treffen.. aber mach Dir mal keine Hoffnung – Ich bin zwar ich –  aber irgendwie anders (weil nicht real…). Und Schuld daran bist natürlich nur DU, weil Du einfach alles, was ich gebusselt, geschatzt und geschrieben habe falsch verstanden hast. Ich werd schon so sein wie ich bin… also hier im Netz – spiel ich meine Rolle, aber halt nicht real. (Da bin ich jemand anders… )”

Ok, gut, aber warum, will man sich dann treffen? Dann kann man das Spiel doch auch im Second ähm virtuellen Leben weiterspielen. Scheitern ist da meiner Meinung nach irgendwann vorprogrammiert, weil einer aus seiner Rolle fällt.

Mag ja sein, dass ich das Ganze FALSCH verstehe…

..in diesem Sinne zitiere ich mal den alten Konrad Adenauer, der ganz am Anfang ja irgendwie indirekt bei dem Text erwähnt wird, aber leider wird auch hier nicht wirklich auf den Urtext hingewiesen:

Die Menschen leben alle unter dem gleichen Himmel, aber nicht alle haben den gleichen Horizont…

Dr. Konrad Adenauer

Eigentlich wäre das WWW ein geniales Kommunikationsmittel, wenn die Menschen auch dort so wären wie im realen Leben. Andererseits – vielleicht sind sie es ja … allerdings mag ich dann über die Menschheit nicht wirklich nachdenken. Gut ich gebe die Hoffnung nicht auf. Zumal ich zum Glück auch immer wieder auf Gleichgesinnte treffe.

Und meiner Meinung nach, ist folgendes für jede Art der Kommunikation wichtig:

Wie im realen Leben, muss auch beim virtuellen Miteinander die Chemie stimmen. ©Sylvia Tubbesing

Stimmt die nicht, geb ich mich auch online, mit solchen Menschen nur sehr wenig oder gar nicht ab.

Denkt vielleicht mal beim nächsten Chat ein bissel über die Begegnung an der Supermarktkasse nach und überlegt, ob ihr die Person trotz aller Sympathie sofort umarmen oder gar küssen würdet. Das macht auch das virtuelle Leben einfacher:

Meiner Meinung nach, wäre vieles einfacher, wenn man die Regeln des „Real Life” auf das „InterNETT“ überträgt ©Sylvia Tubbesing

Denn auch im Netz gilt, wir sollten den anderen respektieren. Und vielleicht sollte man sich mit dem ein oder anderen Text, den man in sein Profil postet auch ein wenig auseinandersetzen.

PS: zu diesem C&P folgt hier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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